Für die einen ist Google+ ein hilfreiches Tool, das auf lange Sicht gesehen Bestand haben wird. Für andere steht fest, dass es Facebook nie ablösen wird. Wer hat Recht? Eine Bestandsaufnahme.
2011 ging Google mit seinem ganz eigenen sozialen Netzwerk an den Start: Google+. Seitdem hat sich viel getan: Nach 88 Tagen konnte es schon 40 Millionen Anwender verzeichnen. Nach eigenen Angaben sind bei Google momentan 400 Millionen Nutzer registriert. Bloße Zahlen sind jedoch nicht alles. Es muss hinzugefügt werden: Der Großteil der Nutzer befindet sich vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Stellenwert in den westlichen Industrienationen: mickrige 6%. (Statistik hierzu unter http://de.statista.com/themen/651/google/infografik/646/anteil-der-internetnutzer-die-google%2B-aktiv-nutzen/).
Aller Anfang war (und ist) schwer und das Projekt wurde anfangs totgesagt: Zu mächtig und beliebt die anderen Netzwerke, das Konzept nicht praktikabel genug. Genau dieser Punkt unterscheidet jedoch Google+, da die Macher bei Google mit ihrem sozialen Netzwerk einen anderen Ansatz als Facebook verfolgen. Natürlich soll vorrangig Kommunikation der Nutzer unterstützt werden, aber vor allem soll die Reichweite erweitert und eine Verzahnung zu anderen Google-Diensten stattfinden.
Google+ dient also im Grunde dazu, Google zu verbessern. Ob man das gut- oder schlechtheißen mag- Geschmackssache. Fraglich ist auch, ob die Menschen den Ansatz von Google, so viele Daten wie möglich zu sammeln, unterstützen wollen. Ziel von Google ist dabei natürlich eine individuellere Ergebnisanzeige für jeden einzelnen Nutzer. Das Unternehmen schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe: Mit Hilfe von sozialen Daten können sie schneller und besser Trends erkennen, gleichzeitig können sie so die eigenen Suchergebnisse verfeinern- und bauen ihren Anspruch als führende Suchmaschine uneinholbar aus. Wollen die Menschen das? Fraglich. Andererseits gilt im Internet (leider) meist: Mitgehangen, mitgefangen. Wie auch bei Facebook sind selbst die Zweifler und Kritiker doch irgendwann mit einem Account aufgetaucht, einfach weil man sonst nicht mehr mitreden kann und der Kontakt abbricht. Ob dieser Effekt auch bei Google+ eintreten wird, steht in den Sternen und wird, wie so oft, wahrscheinlich nur die Zeit zeigen können.
Google versucht auf jeden Fall mit interessanten Features einen Paradigmenwechsel in der Internetwelt einzuführen. Der neueste Clou aus Googles Ideenschmiede wurde mit der Bezeichnung "Author Rank" betitelt und soll die Internet- und SEO-Welt mächtig durcheinander werfen- wenn sich die Idee durchsetzt.
Mit dem Author Rank will Google dem Content einen größeren Stellenwert einräumen. Aber nicht nur hochwertiger Content, sondern auch der Urheber dieses Contents soll in den Mittelpunkt rücken. Das Konzept des Author Rank soll dann folgendermaßen funktionieren: Über das Profil kann man veröffentlichten Content verifizieren, welcher auf diese Weise einen Author Tag erhält. Je mehr und besseren Content man veröffentlicht, umso höher steigt der eigene Author Rank. Aber Vorsicht: Natürlich zählt auch hier "Klasse statt Masse". Je anspruchsvoller der Content, je mehr Interaktionen bei Google+ damit verbunden sind und je mehr Kreise den Content lesen bzw. weiterempfehlen, spielt eine entscheidende Rolle.
Auf diese Weise erhält Google Einblick in einem ihm bisher uneinsehbaren Bereich. Wer schreibt was? Wie viel schreibt er? Und inwiefern beeinflusst er damit andere? Reiner Content war gestern, "persönlicher" Content ist die Zukunft. Für Google jedenfalls. Wer also Google als Suchmaschine benutzt bzw. diese zu seinem Gunsten beeinflussen will, muss den Author Rank verwenden und damit- es schließt sich der Kreis- auch Google+. Durch den persönlichen Content werden natürlich die Ambitionen und das Ansehen des individuellen Schreiberlings im Internet aufgewertet und gesteigert. Wird es dann bald Starschreiber geben? Könnte sein. Auf jeden Fall befriedigt der Author Rank das Ego- und könnte deshalb Erfolg haben.
Getreu dem Motto "Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin" funktioniert die ganze Kiste aber erst, wenn auch genügend Menschen mitmachen. Es bleibt also der Entscheidung eines jeden einzelnen überlassen, ob der Author Rank und damit auch Google+ Erfolg hat.
Eine gewisse Anziehungskraft hat Google+ jedoch nicht nur für private Nutzer, sondern gerade Unternehmen und Firmen können davon relativ schnell profitieren. Sind diese bei Google+ mit einem Profil vertreten, checkt Google dessen Webauftritt und verknüpft diesen. Folge: Durch die Präsenz auf Google+ erhält die Seite einen höheren Stellenwert. Google "belohnt" außerdem die Firmenwebseite, wenn gute Inhalte, viel Interaktion, positive Kommentare oder Shares bzw. 1+-Bewertungen dort verzeichnet werden und rankt diese höher. Nicht zu vergessen darf hier auch nicht der Author Rank, d.h. wenn ein Autor mit einem hohem Author Rank auf einer Seite schreibt, steigt die Einstufung der Seite bei Google.
Verzahnt und alles im Griff- das schwebt Google für die Zukunft vor. Mit Google+ will der Suchmaschinenbetreiber diesem Anspruch ein großes Stück näher kommen. Ob Google dieses Ziel erreicht, entscheiden wir alle zusammen.